Das heiß diskutierte Thema der Campingwelt
Kaum eine Kupplung, oder wie es laut Norm DIN EN IEC 60309-1 VDE 0623-1 richtig heißt, „ortsveränderliche Steckdose“, wird in den Foren der Campingszene so brennend diskutiert wie die sogenannte Camping CEE-Winkelkupplung 230V/16A mit integrierter 230V/16A Schuko-Steckdose.
Die Frage: „Ist das Teil erlaubt?“, lässt den ambitionierten Camper seit Anbeginn der mobilen Individualreise nicht ruhig schlafen.
Ja? Nein? Vielleicht? Lass uns doch mal gucken, ob wir etwas Licht in den dunklen Caravan der Unwissenheit bringen können.
Die Suche nach der Antwort
Halten wir grundsätzlich fest, wenn die Frage ob etwas erlaubt ist im Raum steht, dann können wir sicher sein, dass zumindest gerüchteweise irgendwo eine Vorschrift existiert, die genau diese Frage mit „Nein“ beantwortet.
Ich nehme Dich jetzt auf eine Abenteuerreise durch den unwegsamen Dschungel der Vorschriften mit, die Du als Pauschalreisender niemals erleben wirst. Aber keine Sorge, ich werde Dich nur an unvermeidbaren Stellen und auch nur auszugweise mit den verwirrungsstiftenden Normen und Regeln konfrontieren, die es in ihrer Anzahl den Sternen am nächtlichen Polarhimmel gleichtun.
Kabel und Stecker - Mehr als nur Zubehör
Machen wir uns nichts vor, ohne ihre Freunde dem Kabel und dem Stecker, ist diese „ortsveränderliche Steckdose“, völlig nutzlos. Denn nur als Einheit bringen sie gemeinsam den Strom von der Quelle des Campingplatzes, die im Übrigen der Norm DIN VDE 0100-708 entspringt, zum strahlenden Blau des Anschlusses am Caravan, der in der Norm DIN VDE 0100-721 mündet. Wenn wir uns diese Einheit nun ohne die drei Gläser Wein am Lagerfeuer, sprich nüchtern, betrachten, dann fällt uns vielleicht auf, dass diese Anschlussleitung im weitesten Sinne nur eine Verlängerungsleitung ist.
Einverstanden, oder bist Du anderer Meinung? Möglicherweise bist Du der Meinung, es handelt sich um einen Adapter? Spannend! Lass uns tiefer in die Höhle der Fehlinterpretationen absteigen.
Die Wahrheit in den Vorschriften
Die offizielle Niederschrift, auf die sich im Allgemeinen berufen wird, ist die Norm DIN EN 50250 VDE0623-4 „Übergangsadapter für industrielle Anwendung“. Es steht hier wortwörtlich gleich am Anfang auf Seite 5:
„Diese Norm gilt für Übergangsadapter, im Nachfolgenden als Adapter bezeichnet, für industrielle Anwendungen, die aus einem Gehäuse bestehen, das einen Stecker und Steckdosen enthält, die verwendet werden können, um eine oder zwei Haushaltstecker an eine Industriesteckdose 2P + (Erdung) 16A, 250V~, 6h anzuschließen.
Weiter auf der Seite 5 im „1 – Anwendungsbereich“ steht: Diese Norm gilt für Übergangsadapter, die hauptsächlich für industrielle Anwendungen vorgesehen sind und aus einem Isoliergehäuse bestehen, das einen Industriestecker 2P + (Erdung) 16A, 6h/250V~ sowie eine oder zwei Steckdose(n) für den Hausgebrauch und ähnliche Zwecke mit einem Bemessungsstrom bis 16A enthält und hauptsächlich für industrielle Anwendungen entweder in Innenräumen oder im Freien vorgesehen sind“.
Und auf der letzten Seite dieser sagenumwobenen Norm, die der Komplexität der Romanreihe „Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien in nichts nachsteht, finden wir unter den besonderen nationalen Bedingungen für Deutschland: „Im industriellen Bereich sind einteilige Adapter nicht zulässig. Zwischen dem Stecker- und dem Steckdosenteil muss eine flexible Leitung von etwa 1m sein“.
Ein Schlusswort zur CEE-Winkelkupplung
Nenne mich einfältig oder auch unwissend, aber wickeln wir alle gängigen Adapter über diese Norm ab, die sich offensichtlich auf einteilige, aus nur einem Gehäuse bestehende Adapter bezieht, um uns dann auf der letzten Seite darüber in Kenntnis zu setzen, dass diese Adapter in Deutschland nicht erlaubt sind?...
Weiter auf Seite 6 dieser Norm, unter dem Abschnitt 3 „Begriffe“, werden uns weniger Wortbegabten, ein paar Begriffe erklärt wie Adapter, Einfachadapter, Doppeladapter… usw.
Bevor ich den Begriff „Doppeladapter“ aus der Norm wiederkaue, muss ich kurz erläutern was überhaupt ein „Adapter“ ist. Der Adapter ist ein „ortsveränderliches Erzeugnis, das den Anschluss von einem oder mehreren Steckertyp(en) an eine Steckdose zulässt, die nicht für die Aufnahme solcher Stecker ausgelegt ist.
Ich hatte Dich gewarnt, aber ich denke den Satz bekommt man im Kopf noch sorgfältig aufgewickelt.
Der „Doppeladapter“, ist ein „Adapter, der eine einzelne Steckerfunktion und zwei Steckdosenfunktionen besitzt. Die beiden Steckdosen dürfen denselben maßlichen Anforderungen entsprechen, müssen dies jedoch nicht“.
Werfen wir ein Blick auf unsere Verlängerungsleitung! 
Wir haben einen CEE-Stecker, eine Leitung, die länger als 1m ist und ein Steckdosengehäuse, das zwei Steckdosenfunktionen enthält, die nicht denselben maßlichen Anforderungen entsprechen, dies aber dürfen.
Alles klar! Per Definition, und das sage ich als Kalle das Kabel, ist das ein in Deutschland erlaubter Adapter!
Und wenn ich falsch liege, möge mich beim Benutzen der Chemietoilette ein Kurzschluss ereilen.
Abschlussgedanken: Sicherheit und Verantwortung beim Camping
Abschließend möchte ich sagen, dass meine Recherche bis dato keine amtliche Instanz gefunden hat, die Dich als Camper sanktioniert, wenn Du den falschen, unerlaubten Adapter benutzt. Eigenverantwortung und die Pflicht des Campingplatzbetreibers Normen und Vorschriften einzuhalten, sollten hier Hand in Hand gehen und dem sicheren Besuch eines Campingplatzes zu Gute kommen.
Letztendlich wirst Du Dich vor Deiner Versicherung, oder schlimmer noch vor Gericht verantworten müssen, wenn auf dem Campingplatz deinetwegen etwas in Flammen aufgeht.
Wie auch immer Du jetzt zu ortsveränderlichen Erzeugnissen mit einem Stecker und einer oder mehrerer Steckdosen stehst, merke Dir:
Trage niemals, ich wiederhole, niemals weiße Socken in Sandalen.
Bleib gesund!
Dein Kalle das Kabel